Zitate

aus Der Kleine Prinz – über die Kraft der Worte oder die Fantasie

"Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald ein prächtiges Bild.

Es stellte eine Riesenschlange dar, die ein Wildtier verschlungen hatte.

Ich habe damals viel über die Abenteuer des Dschungels nachgedacht

und vollendete mit einem Farbstift meine erste Zeichnung.

Sie sah so aus:
Pilot zeigt dem Publikum das Bild von der Riesenschlange.

Ich habe den großen Leuten mein Meisterwerk gezeigt – so wie Ihnen jetzt – und sie gefragt, ob ihnen meine Zeichnung nicht Angst mache.

Sie haben nur geantwortet:

„Warum sollen wir vor einem Hut Angst haben?“ (Stimme aus dem Hintergrund)
Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar, sondern eine Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut.

Ich habe dann das Innere der Boa gezeichnet, um es den großen Leuten zu verdeutlichen. Sie brauchen ja immer Erklärungen.

Hier meine Zeichnung Nummer 2:
Pilot zeigt dem Publikum das Bild vom Elefanten im Inneren der Schlange.
Die großen Leute haben mir geraten, mit den Zeichnungen von offenen oder geschlossenen Riesenschlangen aufzuhören und mich mehr für Geografie, Geschichte, Rechnen und Grammatik zu interessieren.

So kam es, dass ich eine großartige Laufbahn als Maler bereits mit sechs Jahren aufgab.. "

Samstag, 18. April 2015

Eine Kindergeschichte - Der Fernseher und das Buch (2013)

Der Fernseher und das Buch

Rchard Niedler (2013)


„Hurra! Ich bin das beste Spielzeug von allen!“, posaunte der Fernseher. Dabei hämmerte er stolz mit seinen Fäusten auf seine große Brust ein.
„Denn nur ich, ich werde den ganzen lieben Tag benutzt!“
Währenddessen lagen Bücher und andere Spielsachen traurig und einsam in der Ecke.
Da fragte ein mutiges Bilderbuch den mächtigen Fernseher: „Oh, lieber Herr Fernseher. Kannst du es mir sagen? Warum bist du so beliebt?“
Der Fernseher lachte: „ Hahaha, tja, das wüsstet ihr wohl gerne. Das Geheimnis ist, so viel sei verraten: Die Kinder lieben einfach die bewegten Bilder. Auf meiner Bildfläche ist immer Action! So einfach!“
Da wurde das Bilderbuch übermütig. „Pah! Lieber Fernseher! Bewegte Bilder also? Das ist dein Geheimnis? Die bewegten Bilder entstehen bei mir beim Lesen. Im Kopf der Kinder. Dank der Vorstellungskraft!“
„Trotzdem! Ich bin nun mal beliebt und ihr seid es eben nicht! Punkt! Ende! Aus!“, giftete der Fernseher. Musste sich das Bilderbuch geschlagen geben? Im Moment sah es ganz danach aus. Geknickt verkrümelte sich das Bilderbuch wieder in seine Ecke.
So ging es mehrere Tage. Mit dem Fernseher wurde gespielt und mit den anderen Spielsachen nicht. Doch eines Tages hörten die Spielsachen in der Ecke ein wimmerndes Jammern. Es war der Fernseher. Das Bilderbuch dackelte zum Fernseher und schaute nach.
„Ich kann nicht mehr! Ich bin so kaputt!“, stöhnte der Fernseher. „Ständig werde ich benutzt. Das ist anstrengend.“ Da sagte das Bilderbuch: „Da habe eine großartige Idee.“
„Wenn du, lieber Fernseher, den Kindern versprichst, dass Lesen auch Spaß macht, dann kannst du dich erholen und neue Kräfte sammeln. Am besten wäre es, wenn du die Kinder mal eine Zeit lang gar nicht fernsehen lässt. Sondern lass die Kinder lieber uns Bücher lesen. Das wäre doch voll in Ordnung.“, ergänzte das Bilderbuch.
„Von mir aus.“, brummte der sonst so mächtige Fernseher.
Ab sofort ruhte sich der Fernseher aus. Dafür wurden die Bücher benutzt und die Kinder hatten erstaunlich viel Spaß mit ihnen.
Ende gut. Alles gut.



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