Zitate

aus Der Kleine Prinz – über die Kraft der Worte oder die Fantasie

"Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald ein prächtiges Bild.

Es stellte eine Riesenschlange dar, die ein Wildtier verschlungen hatte.

Ich habe damals viel über die Abenteuer des Dschungels nachgedacht

und vollendete mit einem Farbstift meine erste Zeichnung.

Sie sah so aus:
Pilot zeigt dem Publikum das Bild von der Riesenschlange.

Ich habe den großen Leuten mein Meisterwerk gezeigt – so wie Ihnen jetzt – und sie gefragt, ob ihnen meine Zeichnung nicht Angst mache.

Sie haben nur geantwortet:

„Warum sollen wir vor einem Hut Angst haben?“ (Stimme aus dem Hintergrund)
Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar, sondern eine Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut.

Ich habe dann das Innere der Boa gezeichnet, um es den großen Leuten zu verdeutlichen. Sie brauchen ja immer Erklärungen.

Hier meine Zeichnung Nummer 2:
Pilot zeigt dem Publikum das Bild vom Elefanten im Inneren der Schlange.
Die großen Leute haben mir geraten, mit den Zeichnungen von offenen oder geschlossenen Riesenschlangen aufzuhören und mich mehr für Geografie, Geschichte, Rechnen und Grammatik zu interessieren.

So kam es, dass ich eine großartige Laufbahn als Maler bereits mit sechs Jahren aufgab.. "

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Die Raupe Nimmersatt

Die Raupe Nimmersatt
Richard Jörg Niedler / 2014

Es war die Raupe Nimmersatt.
Die hungrig saß auf einem Blatt.
Auf einem Blatt der Form ein Zack.
Zack des Blattes Duft sie zack erlag.
Ins Blatt sie beißt was sich erweist,
Ein Fehler ist was weiter heißt,
Des Blattes was sie nämlich frisst,
Für sie nicht ganz bekömmlich ist.
Bisher du denkst, du kennst die Schicht,
Doch nimmt sie so ein Ende nicht.
Das wäre ziemlich schlicht und schlecht.
Diese Geschichte ist nicht echt.
Den Zack des Blattes fast verschlungen,
Den nächsten schon in Blick genommen,
Die Augen träg, der Hunger weg,
Die Beine weg, ganz gar benommen.
Müde und schläfrig, schläfrig und müde,
Schlaf zu genüge,
Genüge gefressen, was sie jetzt wiege?
Aber- Die Raupe sie lebt.
Schläft, schläft und schläft.
Der Schlaf wird enden.
Aus fesselndem Traum gefesselt erwacht.
Kein Platz zum Winden und Wenden.
Gefesselt? Was passierte letzte Nacht?
Fest und dichte eingebunden.
Nach ein paar Stunden Nacht.
Nach ein paar Blattes Pfunden.
Doch was ist das?
Kraft setzt sich frei.
Die Raupe reißt den Kokon entzwei.
Vorher schläfrig, jetzt umso mehr kräftig und mächtig.
Als bunter Schmetterling macht sie sich prächtig.
Steigt empor gen Himmelstor.
Schönster und größter Falter.
Fliegst, fliegst und fliegst davon.
Aus fettem Ding wird Schmetterling,
Aus monoton wird polyton,
Das war es mit der Geschichte schon.
Du fragst dich, Sohn,
Was mit der Pflanze ging,
Die die Raupe einst entkrafte?
Ich sage dir, was das Geheimnis ist,
wenn du etwas älter bist.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen